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Predigt S.E. Apostolischer Nuntius

Erzbischof Dr. Nikola Eterović

(Jes 35,1-4a.5-6; Ps 45; Lk 11,33-36)

 

Meschede, Abtei Königsmünster, 13. Dezember 2016

Fest der Heiligen Odilia – Patronin der Kongregation

 

        

„Ich bin das Licht der Welt!“

(Joh 8,12).

 

Verehrter Vater Abt Aloysius Althaus!

Sehr geehrte Mönchsgemeinschaft!

Liebe Schülerinnen und Schüler!

Liebe Brüder und Schwestern!

 

         Die liturgische Feier der Heiligen Äbtissin Odilia, wie auch unsere Begegnung um den Altar in der Abtei Königsmünster in dieser Zeit des Adventes ist gekennzeichnet vom Symbol des Lichtes. Unser Blick ist fest auf Jesus Christus gerichtet, der „das Licht der Welt“ (Joh 8,12) ist. Durch die Fülle seines Lichtes leuchtet alles Geschaffene, der Himmel und die Erde. Besonders die Heiligen leben dieses Licht und spiegeln es, um die Welt zu erleuchten, vor allem die Umgebung, in der sie leben und wirken. Alle Gläubigen sind aufgerufen, an diesem Licht teilzuhaben, das seine Quelle in Jesus Christus hat, „Gott von Gott, Licht vom Lichte“, wie wir im Nizäno-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis beten, um das Licht, das der Herr Jesus ist, in die Dunkelheit der Welt zu bringen.

         Liebe Brüder und Schwestern, ich bin dem verehrten Abt Aloysius Althaus für seine Einladung dankbar, dieser liturgischen Feier in Eurem Kloster vorzustehen. Ich grüße herzlich alle Mönche, Priester und Brüder, hier im Kloster von Meschede, wie auch in 55 anderen Klöstern in 20 Ländern der Erde und auf vier Kontinenten, wohin Euch die göttliche Vorsehung geführt hat. Es freut mich sehr, Euch die herzlichen Grüße des Heiligen Vaters Franziskus zu übermitteln, den ich die Ehre habe, in der Bundesrepublik Deutschland zu vertreten. Dem Papst liegt das Ordensleben sehr am Herzen, was er schon bei zahlreichen Gelegenheiten gezeigt hat. Erwähnt sei lediglich seine Entscheidung, ein Jahr des geweihten Lebens auszurufen, das am 29. November 2014 begonnen hatte und am 2. Februar 2016 mit dem Jubiläum des geweihten Lebens abgeschlossen wurde. Er wiederholt immer wieder, daß das Ordensleben, besonders das der Klausur, eine große Bedeutung in der Kirche Gottes hat. Alle, aber besonders die Ordensleute bittet er, für ihn zu beten. Daher vereinen wir uns in dieser feierlichen Eucharistie in besonderer Weise mit dem Bischof von Rom und Hirten der Universalkirche. Als Zeichen der Einheit mit dem Heiligen Vater erteile ich Euch allen am Ende der Heiligen Messe den Apostolischen Segen.

         Greifen wir das Symbol des Lichtes nunmehr auch im Zusammenhang mit den biblischen Lesungen wieder auf, so möchte ich mit Euch über drei Themen reflektieren: 1. Jesus Christus, das Licht der Welt; 2. die Heilige Odilia als Lichtträgerin; 3. Alle Christen sind gerufen, das Licht Jesus Christi in der Welt zu verbreiten.

 

  1. Jesus Christus, das Licht der Welt.

 

Wir stehen in der Adventszeit, die in unserer geographischen Zone dadurch gekennzeichnet ist, daß es nur wenige Stunden Tageslicht gibt. Die Tage sind kurz und das Licht scheint angesichts der Macht der Dunkelheit zu unterliegen. Dennoch werden in dieser Jahreszeit die Tage auch wieder länger und man kann den Sieg des Lichtes über die Dunkelheit erkennen. Das Licht ist ein universelles Symbol, das wir in allen Kulturen und Religionen finden. Es ist wichtig zu begreifen, daß alle Völker in gewisser Weise die Möglichkeit sahen, auch mit Hilfe des Lichtsymbols die Existenz Gottes zu erblicken, die Quelle des Lichtes. In der Zeit des Advents ist es nötig, daran zu erinnern, daß es über die Messiaserwartung des jüdischen Volkes auch bei den heidnischen Nationen ähnliche Erwartungen eines solchen Ereignisses gab.

         Das Symbol des Lichtes ist in der Bibel sehr präsent, sowohl im Alten wie im Neuen Testament. Der erste Schöpfungsakt Gottes besteht im Sieg des Lichtes über die Dunkelheit durch sein Wort: „Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag“ (Gen 1,3-5). Auch der Prophet Jesaja verwendet dieses Symbol, wie wir in der ersten Lesung gehört haben. Das Symbol des Lichtes ist erkennbar in der „Pracht des Karmel und der Ebene Scharon“; in der „Herrlichkeit des Herrn“ und darin, daß „die Augen der Blinden geöffnet“ werden (Jes 35,2.5). Das Wort Licht kommt im Neuen Testament gut 73-mal vor, vor allem im Johannesevangelium und den Briefen des Heiligen Paulus. Es wird in besonderer Weise auf den Herrn Jesus bezogen. Unter den verschiedenen Definitionen seiner selbst hat er gerne jene des Lichts angewandt, indem er sagt: „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh 8,12).

         Im Advent erwarten wir sodann die Geburt Jesu Christi, die in jener Nacht von Weihnachten geschah. Die Dunkelheit der Nacht wurde erhellt von seinem Glanz, der in der Grotte von Betlehem erstrahlt ist. Gemeinsam mit dem greisen Simeon danken auch wir dem guten und barmherzigen Gott, weil „uns besuchen wird das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens“(Lk 1,78-79).

 

  1. Die Heilige Äbtissin Odilia.

 

Im Leben der Heiligen Odilia (660-720) wird die Geschichte ihrer Heilung überliefert. Danach wurde sie blind geboren und ihr Vater, der elsässische Herzog Eticho, lehnte sie ab und vertraute sie einer Dienerin an. Diese brachte die kleine Odilia genau dann zur Taufe, als der Heilige Bischof Erhard sie spendete, und sie erlangte das Augenlicht. Daher wird die Heilige oft im Ordensgewand mit zwei Augen in der Hand dargestellt. Nur das Ordenskleid lässt sie in der Ikonographie von der Heiligen Luzia unterscheiden, jener Jungfrau und Märtyrerin, deren liturgischer Gedenktag ebenfalls heute ist. Hinter der historischen Erzählung vom Wunder des erlangten Augenlichts liegt ein tiefer theologischer und geistlicher Sinn. Wir werden an die Charakteristiken messianischer Zeiten erinnert, wie sie auch der Prophet Jesaja verkündet hat: „Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, auch die Ohren der Tauben sind wieder offen. Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf. In der Wüste brechen Quellen hervor und Bäche fließen in der Steppe“ (Jes 35,5-6). Die Heilige Odilia erhielt das physische Augenlicht und in der Folge das geistliche Licht des Glaubens. Daher hat sie ihr Leben dem Lob Gottes und dem Dienst am Nächsten im Kloster von Hohenburg geweiht und wurde Äbtissin. Die Heilige Odilia hat das Licht empfangen, was unter der Führung des Heiligen Geistes einschloss, daß Gott sie gerufen hatte, das Licht des Evangeliums Jesu Christi im Umfeld, in dem sie lebte, zu verbreiten.

 

  1. Christen als Zeugen für Jesus Christus, das Licht der Welt.

 

Das Beispiel der Heiligen Odilia ermahnt jeden von uns, Zeugen des Herrn Jesus Christus zu werden, der feierlich verkündete: „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh 8,12). Wir alle haben durch das Sakrament der Taufe gleichsam Jesus Christus angezogen wie ein Kleid (vgl. Gal 3,27). Daher ist jeder gerufen, in seinem persönlichen, familiären und sozialen Leben zum Glanz des Lichtes Jesu Christi zu werden. Das Wort des Herrn Jesus im heutigen Evangelium ist klar: „Niemand zündet ein Licht an und stellt es in einen versteckten Winkel oder stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf einen Leuchter, damit alle, die eintreten, es leuchten sehen“ (Lk 11,33). Jesus Christus weist auf die Wichtigkeit der Augen hin, um das Licht zu sehen, er unterstreicht aber auch die Wichtigkeit des ganzen Körpers, der ganzen menschlichen Person, die vom Licht erleuchtet sei: „Wenn dein ganzer Körper von Licht erfüllt und nichts Finsteres in ihm ist, dann wird er so hell sein, wie wenn die Lampe dich mit ihrem Schein beleuchtet“ (Lk 11,36).

 

 

 

         Liebe Mönche, Dank für Euer Leben und Wirken. Das Herz des monastischen Lebens ist das Gebet und vor allem die Eucharistie. Dieses Sakrament war auch für die Heilige Odilia sehr wichtig, die nicht in Frieden sterben konnte, bevor sie nicht die Heilige Kommunion empfangen hatte. Im Namen von Papst Franziskus danke ich Euch für Euer geistliches und missionarisches Wirken. Der Herr möge Eure Kongregation von St. Ottilien mit vielen und heiligen Berufungen segnen. Der gute und barmherzige Gott schenke Euch allen auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria die Fülle des Lichtes. So könnt ihr immer besser durch Euer monastisches Leben, in den geistlichen Begegnungen mit den Gläubigen und für die Menschen, die das Licht und den Sinn des Lebens suchen zum Abglanz des Lichtes Christi werden. Das ist auch in der Begegnung mit den jungen Menschen wichtig, die Euer Gymnasium besuchen und in Verbindung mit dem Lehrstoff gerufen sind, eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus aufzubauen und in Ihm das Licht ihrer Existenz in Kirche und Gesellschaft zu entdecken. Wir alle sollen würdige Jünger des Herrn Jesus sein, der auch zu uns heute eindringlich sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Joh 8,12). Amen.

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